Daniel Paulus
10.11.2022
Einführung in ESG und die Nachhaltigkeitsberichterstattung - ein grober Überblick
Was ist Nachhaltigkeit und was ist überhaupt ESG?
Unter Nachhaltigkeit versteht man die langfristige Strategie den Ressourcenverbrauch
geringer zu halten als die Regenerationsmöglichkeiten. Das bedeutet, das Verhalten in der Gegenwart anzupassen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen einzuschränken.
Damit müssen für (unternehmerische/politische, etc.) Entscheidungen die Kriterien
„wirtschaftlich effizient“, „sozial gerecht“ und „ökologisch tragfähig“ mit einberechnet werden. Das führt uns zu ESG.
ESG steht für Environmental, Social und Governance (auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und beschreibt ein umfassendes Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Handlungen von Unternehmen. Es geht aus der Corporate Social Responsibility (CSR) hervor und fasst diese in konkreten Zahlen zusammen.
Umwelt (E) umfasst z.B. den Wasserverbrauch, Treibhausgasemissionen und die Energienutzung
Soziales (S) umfasst z.B. die Arbeitssicherheit, Diversität und den demografischen Wandel
Governance (G) umfasst z.B. die Unternehmensführung, Werte und Compliance
Was sind ESG-Kriterien?
ESG-Kriterien (Environmental, Social, and Governance) spielen eine zunehmend bedeutende Rolle bei der Bewertung von Unternehmen und Investitionen. Diese Kriterien berücksichtigen nicht nur finanzielle Leistung, sondern auch den Umgang mit Umweltbelangen, sozialen Aspekten und Unternehmensführung.
Die ESG-Kriterien erweitern sich von Zeit zu Zeit, von anfänglicher Fokussierung auf Umweltverträglichkeit hin zu einem umfassenden Rahmenwerk mit sozialer Gerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Menschenrechten und Ethik.
Unternehmen, die ESG-Kriterien kontinuierlich berücksichtigen und erweitern, zeigen ein klares Bekenntnis zu verantwortungsbewusstem Handeln für eine positivere Zukunft.
Treibhausgasemissionen: Ein Überblick
Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) werden hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten wie Industrieproduktion, Landwirtschaft und Transport freigesetzt: Sie tragen maßgeblich zur globalen Erwärmung bei. Für eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Zukunft ist es daher essenziell, unsere Emissionen sowie Möglichkeiten zu deren Einsparung zu verstehen.

Scope 2 – indirekte Emissionen:
Definition: Diese Kategorie umfasst indirekte Emissionen aus der Erzeugung von Strom, Wärme oder Dampf, die von einem Unternehmen gekauft und verbraucht werden.
Scope 1 – direkte Emissionen
Definition: Direkte Emissionen entstehen aus Quellen, die einem Unternehmen oder einer Organisation gehören oder von diesen kontrolliert werden. Dazu gehören Emissionen aus firmeneigenen Fahrzeugen, Fabrikanlagen oder Heizsystemen.
Scope 3 – weitere Emissionen
Definition: Scope-3-Emissionen sind die resultierenden Emissionen aus der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens, einschließlich Emissionen, die mit gekauften Materialien, der Herstellung von Produkten, dem Transport von Waren und anderen externen Aktivitäten verbunden sind.
Das gemeinsame Ziel der Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven
Kunden
Die Konsumentenbedürfnisse, -erwartungen und Kaufentscheidungen haben sich geändert: "nachhaltige Produkte" mit ehrlicher Transparenz zu den eingesetzten Materialien und ihrer Herkunft; die Vermeidung von Abfall; der Einsatz recyclebarer Verpackung usw. stehen im besonderen Fokus.
Greenwashing ist keine Lösung und ein Nachhaltigkeitsbericht liefert einen echten Mehrwert für ihre Kunden.
Einkauf/Lieferanten
Das Interesse für die Nachhaltigkeit der Unternehmen in der vor- und nachgelagerten Lieferkette steigt massiv (Stichwort: Product Carbon Footprint), da Zulieferer die eigene Nachhaltigkeit beeinflussen. Dadurch können auch Unternehmen indirekt von den neuen gesetzlichen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen sein, auch wenn sie nicht die vorgegebenen Kriterien zur Berichtspflicht erfüllen.
Arbeitnehmer
Nachhaltige Unternehmen mit einer nach Außen spürbarer Wirkung sind für den Arbeitsmarkt attraktiver und können im "war for talents" mit wertvollen ESG Vorteilen punkten.
Gesetzgeber
Die neuen gesetzlichen Verpflichtungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung werden für Unternehmen über die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ausgeweitet. Von den Anforderungen werden nicht nur große Unternehmen oder Konzern betroffen sein, sondern auch Mittelständler.
Banken
Banken entscheiden bei der Kreditvergabe an Ihr Unternehmen hinsichtlich
Nachhaltigkeitskriterien für das Investment. Dies kann dazu führen, dass Investments (z. B. in emissionsstarke Maschinen) scheitern können oder dass nachweislich nachhaltig wirtschaftende Unternehmen verbesserte Kreditkonditionen erhalten.
Was ist ESG Reporting?
ESG-Reporting ist ein kraftvolles Rahmenwerk, das Unternehmen befähigt, transparent ihre Bemühungen in Richtung nachhaltiger und verantwortungsvoller Praktiken offenzulegen. Es geht über die bloße finanzielle Leistung hinaus und beleuchtet die zentralen Aspekte der Umweltauswirkungen, sozialen Verantwortung und wirksamen Unternehmensführung. ESG-Reporting ermöglicht es Unternehmen, ihr Engagement für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Vielfalt und Inklusion sowie ethische Entscheidungsfindung zu präsentieren. Durch die Einführung der ESG-Berichterstattung zeigen Unternehmen eine starke Verpflichtung, einen positiven Einfluss auf den Planeten, die Gesellschaft und den langfristigen Geschäftserfolg zu erzielen. Dieser dynamische Ansatz fördert nicht nur das Vertrauen der Stakeholder, sondern positioniert Unternehmen als Vorreiter des Wandels auf dem Weg zu einer besseren und nachhaltigeren Welt.
Worin liegen die Herausforderungen beim ESG-Reporting?
Datenverfügbarkeit
Ihr Enterprise Resource Planning (ERP) - System ist die Datenquelle Nummer 1, denn es steuert und integriert die betriebswirtschaftlichen Kernprozesse in Ihrem Unternehmen. Viele Daten sind jedoch noch nicht verfügbar, da es bisher keinen Anlass gab, ESG relevante Daten explizit zu erfassen.
Risikobewertung
Nachhaltigkeitsberichterstattung erfordert auch eine umfassende Risikobewertung zu Nachhaltigkeits-Risiken. Damit gehen auch neue Aufgaben und Herausforderungen für das Risikomanagement Ihres Unternehmens einher.
Datenqualität
Für die Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen verschiedene Daten aus unterschiedlichen Abteilungen erfasst und zusammengetragen werden. Qualitätsunterschiede in den Daten können zu ungenauen Berichten und damit zu unrichtiger Darstellung (vgl. §331 HGB) führen.
Messbarkeit
Eine weitere Herausforderung beim Nachhaltigkeitsreporting besteht darin, Aspekte der Nachhaltigkeit erstmalig zu messen. Dies wird erschwert, wenn Daten zwar vorliegen, aber nicht klar ist, ob deren Qualität den hohen Anforderungen gerecht wird.
Komplexität
Nachhaltigkeit ist weit mehr als die bloße Erstellung von Berichten, es setzt bei der Planung von Innovationen an und muss den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Dienstleitungen berücksichtigen.
Es fordert ein Umdenken, für das Ihr Unternehmen die Leitplanken definieren muss.
Einbeziehung der Stakeholder
Sie müssen Ihre Stakeholder in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie mit einbeziehen.
Nur so können Sie sicherzustellen, dass alle relevanten Interessengruppen sowie ihre Anliegen und Erwartungen adäquat berücksichtigt werden.
In vier Schritten zum ESG Report aus den Daten im SAP System
01 - Informieren
Informieren Sie sich, ob und in welchem Umfang Ihr Unternehmen von der Reportingpflicht betroffen ist und sprechen Sie mit Ihrem Wirtschaftsprüfer!
02 - Die Ist-Analyse
Schaffen Sie mithilfe einer ESG-Analyse Klarheit über die ESG-Daten-IST-Situation in Ihrem Unternehmen. Eine Preparation-Analyse zeigt Ihnen, wie gut Ihre Daten für die EU-Standards vorbereitet sind.
03 - Vorhandene Prozesse nutzen
Nutzen Sie die Fähigkeiten Ihres ERP-Systems und nutzen Sie Standardprozesse, mit denen zugleich ESG-Daten erzeugt und gesammelt werden können.
04 - Berichterstellung
Mit den gesammelten Daten sind Sie in der Lage, einen belastbaren ESG-Report zu erstellen. Ihr Wirtschaftsprüfer muss den Bericht inhaltlich testieren können.